Samstag, 24. März 2018

Können, dürfen, sollen?

Archäologische Grund- und Menschenrechte und der Denkmalschutz

In einem auf den Webseiten des Landesamts für Denkmalpflege Hessen (LfDH) vorveröffentlichten, jüngeren Beitrag unter den Titel „Jeder kann graben“? diskutiert Dimitrij Davydov (2017) das Spannungsfeld zwischen Partizipation und Gefahrenabwehr im Kontext des archäologischen Erbes; insbesondere die Reichweite der sowohl in Deutschland (Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz) als auch in Österreich (Art. 17 Staatsgrundgesetz) als Jedermannsrecht garantierten Forschungsfreiheit.

Er kommt dabei zum Ergebnis, dass – die Wissenschaftlichkeit von „Nachforschungen“ im Sinne der verfassungsgerichtlichen Judikatur (siehe Davydov 2017, 7-8; für Österreich im Wesentlichen ident, siehe Berka 1999, 343) vorausgesetzt – „stets eine Abwägung der Wissenschaftsfreiheit mit dem verfassungsrechtlichen Staatsziel (Boden-) Denkmalschutz zu erfolgen“ (Davydov 2017, 10) habe. Soweit ganz generell die Bürgerbeteiligung an der archäologischen Feldforschung betroffen ist, kommt er zum Schluss, dass „(d)ie Grenze einer sinnvollen Partizipation […]dort überschritten“ werden dürfte, „wo durch die mit der Einbindung Privater verbundene Entlastung der Denkmalbehörde in eine Belastung umschlägt, weil ein Ausbildungs- und Betreuungsaufwand generiert wird, der zu ihrer primären Aufgabe – für eine „geordnete und wissenschaftlich fundierte“ Bodendenkmalpflege zu sorgen – in keinem vernünftigen Verhältnis mehr steht“ (Davydov 2017, 11).

Dienstag, 20. März 2018

Not whether, but how


A response to a comment by Paul Barford
Raimund Karl and Katharina Möller
In a series of reactions on his blog (see here and here), Paul Barford (and a commentator) have questioned the results our study “An empirical examination of metal detecting”. Yet, apparently, they both have seriously misunderstood the point of our paper. Much like Sam Hardy (see “Estimating numbers?”) they seem to not understand the difference between comparing data of the same kind for the purpose of deductive hypothesis-testing and 'estimating' numbers of metal detectorists based on different kinds of data; and why such hypothesis-testing is needed for coming up with better solutions for regulating metal detecting than archaeology, as a profession in general, seems to have come up with as of yet.

Thus, also as further explanation, we would like, in the following, to respond to these comments. Not that we believe it will help Paul Barford, since it is our feeling that he has long dug himself into too deep a hole to be able to get out again; or even see the need to stop shovelling. Rather, it hopefully will allow somewhat more open-minded readers to better understand why our results, and the conclusions we have drawn and actions we have taken based on them, are both helpful and suitable to move forward the debate on how to best regulate metal detecting; and possibly even to find more effective solutions for actually doing so.

Mittwoch, 14. März 2018

'Estimating' numbers?

A response to a paper by Samuel A. Hardy

In a recent paper in Cogent Social Sciences,[1] Samuel A. Hardy (2017) has attempted a wide-ranging comparison of the efficacy of different kinds of regulations of metal detecting. In it, he attempts to estimate the number of metal detectorists active, whether lawfully or illegally, in several different European countries, Australia, Canada, New Zealand, and the USA.

He also attempts to estimate the ‘damage’ caused by their removal of artefacts ex situ. This, he does by first estimating the average amount of hours per year searched by the average metal detectorist, and then estimating the number of significant artefacts found per hour of searching. By multiplying these estimates, he arrives at the estimated number of significant artefacts removed ex situ per year in each of the examined countries, which he takes to be the ‘damage’ that is caused.

These estimates he then compares transnationally, and arrives at the conclusion that comparably permissive or liberal regulatory regimes are ineffective in minimising harm to the archaeological heritage.

Sonntag, 11. März 2018

Schärfere Gesetze für die Denkmalpflege?

Die archäologische Denkmalpflege und die archäologische Fachwelt rufen gerne im Kontext der archäologisch-denkmalpflegerischen Probleme mit der „Schatzsuche“ durch Laien nach schärferen Gesetzen. Zuletzt konnte man z.B. wieder im ORF Vorarlberg (2018) eine entsprechende Forderung des dortigen Landesarchäologen im Rahmen der Ankündigung einer Podiumsdiskussion zum Thema lesen. „Ohne schärfere gesetzliche Bestimmungen wird das Problem Raubgräberei laut Experten immer größer“, wir eindringlich gewarnt und darauf hingewiesen, dass „In Liechtenstein und der Schweiz […] rigoros gegen Sondengeher vorgegangen“ werde. „In Österreich und Bayern gibt es gesetzlich wenig Handhabe gegen Raubgräberei“, fasst der ORF Vorarlberg das Expertenwissen zum Thema zusammen.

Diese Expertenmeinung scheint mir doch einigermaßen verwunderlich, denn soweit ich das erkennen kann, gibt es in Österreich und Bayern durchaus gesetzliche Bestimmungen, die diese Materie regeln und die „Raubgrabungen“ auch tatsächlich mit – durchaus empfindlichen – Strafen bedrohen. Noch verwunderlicher scheint mir aber die Hoffnung darauf, dass wir durch (noch) schärfere Gesetze endlich den von vielen ArchäologInnen erwünschten Erfolg erzielen werden, die „Raubgrabungen“ effektiv verhindern zu können. Warum mich das verwundert, werde ich in diesem Beitrag zu erklären versuchen.

Donnerstag, 8. März 2018

Denkmalschutz, Denkmalwürdigkeit und öffentliches Interesse

Der „Neue“ Alte Markt in Kiel


Einleitung

Abbildung 1: Der Marktplatz in Kiel mit einer Frontansicht
der sog. Persianischen Häuser und dem gotischen
Rathaus am rechten Bildrand (Aufnahme um 1870).
Am 13. Februar 2018 berichteten die Kieler Nachrichten über die Unterschutzstellung des Pavillonensembles auf dem sogenannten Alten Markt in Kiel, durch das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (02.03.2018). Diese Meldung war von besonderer Brisanz, da das Gebäudeensemble seit seiner Errichtung im Jahr 1972 immer wieder Ziel öffentlicher Kritik war. Im Zuge der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele war der historische Marktplatz der Kieler Altstadt durch einen modernen Entwurf des Architekten Wilhelm Neveling (1908 – 1978) tiefgreifend umgestaltet worden.

Samstag, 3. März 2018

An empirical examination of metal detecting

Per capita numbers of metal detectorists in a British-German comparison


Raimund Karl and Katharina Möller[1]


One of the key issues in the debate about how the archaeological profession should deal with the ‘problem’ of non-professional metal detecting is whether a restrictive or liberal approach should be taken towards its regulation. Arguments frequently can get quite heated, particularly on blogs, where self-appointed guardians of heritage and defenders of ‘the hobby’ mainly seem to trade insults rather than discussing data to determine which approach would seem more sensible.